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Ist Rückwärtssitzen schädlich für Ihr Kind? (Mythos vs. Wahrheit)

Aktualisiert am 11. November 2022 | Lesezeit 5 Minuten

Wir sehen das oft im Internet. Jedes Mal, wenn es eine Diskussion um rückwärtsgerichtetes Fahren für Kleinkinder und Babys geht, kommentiert jemand, dass das Sitzen mit angewinkelten Beinen das normale Wachstum eines Kindes gefährdet, eine Hüftdysplasie verursachen kann oder die sich entwickelnden Knochen eines Babys anderweitig schädigt.

Dies ruft verständlicherweise große Sorgen bei den Eltern hervor. Niemand will schließlich, dass sein Kind in seinem Wachstum – in welcher Form auch immer – negativ beeinflusst wird, oder es andere körperliche Schäden erfährt.

In diesem Beitrag wollen wir uns mit diesem weitbekannten Aussagen und Mythen befassen und klären, ob die Sorgen der Eltern berechtigt sind.

Folgende Aussage steht im Raum:

Mythos: Wenn die Beine beim rückwärtsgerichteten Sitzen angewinkelt sind, oder eine Froschstellung einnehmen, kann dies zu Schäden an den Hüft- und Kniegelenken und den dazugehörigen Knochen führen.

Harte Aussage, oder? Höchste Zeit für uns, hier Klarheit zu schaffen.

Kann dadurch eine Hüftdysplasie entstehen?

Dies ist für viele Eltern von Kleinkindern offensichtlich ein Grund zur Sorge. Eine Hüftdysplasie tritt auf, wenn die Hüftpfanne nicht tief genug ist, in der Regel bei der Geburt. Dies ist häufig bei Erstgeborenen, bei Säuglingen in Steißlage und bei Mehrlingen der Fall.

Wenn Babys eine Dysplasie haben, ist die erste Behandlungsmöglichkeit ein Hüftgurt. Dieses Geschirr wird am Rumpf des Babys befestigt, und eine Reihe von Gurten zieht die Hüfte in Beugung und Abduktion, was im Grunde einer Froschschenkelposition entspricht.

Diese Position ähnelt der Lage, in der große Kinder beim Rückwärtsfahren sitzen. Wenn das Kind also hier in der gleichen Froschposition sitzt, wie als hätte es einen solchen Gurt an, besteht kein nennenswertes Risiko für eine Hüftdysplasie, wenn es länger auf dem Rücksitz sitzt.

Es ist auch erwähnenswert, dass Kinder im Alter, in dem ihre Beine angewinkelt sind, in der Regel schon stehen oder laufen. Dies trägt dazu bei, die Hüftpfanne zu vertiefen, und das Risiko einer Hüftdysplasie ist nochmals erheblich verringert.

Können beim Rückwärtssitzen Blutgerinnsel entstehen?

Die zweite Befürchtung, die wir gehört haben, ist dass Kinder beim Rückwärtssitzen im Kindersitz Blutgerinnsel bekommen können, weil ihre Beine oben sind. Das ist – und das möchten wir ganz klar sagen – überhaupt kein Grund zur Sorge.

Das Blut wird mit Hilfe von „Muskelpumpen“ aus den Venen gepumpt – das heißt durch den Druck, den die Muskeln um die Venen herum erzeugen, wenn die Beine in Bewegung sind. Da die Venen nicht wie die Arterien pulsieren, sind sie auf die Muskelarbeit angewiesen, um das Blut zurück zum Herz zu befördern.

Bei Kindern sind die Muskelpumpen den ganzen Tag über aktiv, da Kinder, auch wenn sie auf dem Rücken liegen, nie aufhören, sich zu bewegen. Wenn die Beine gestützt werden und nicht baumeln, wie es bei einem vorwärtsgerichtet sitzenden Kind der Fall ist, kann das Blut leichter zum Herz zurückfließen, wodurch das Risiko von Blutgerinnseln verringert wird.

Beobachten Sie doch einmal Ihre Kinder etwa 15 Minuten lang beim Spielen, bevor Sie sich über dieses Thema Gedanken machen. Kinder sitzen gerne und lange im sogenannten Zwischenfersensitz oder W-Sitz – und das dürfen sie auch. Eine andere beliebte Körperstellung ist die Hocke, bei der die Knie bis zur Brust gehen. Denn das ist eine sehr bequeme Position für Kinder und belastet weder ihre Gelenke noch ihre Muskeln.

Wird das Knochenwachstum beeinflusst?

Auch diese Sorge hält sich leider hartnäckig. Die Knochen wachsen als Reaktion auf den Druck, der auf sie ausgeübt wird. Wenn man also steht, geht oder rennt, werden die Zellen, die den Knochen aufbauen, angeregt. Wenn die Knochen eine Zeit lang unbelastet bleiben, arbeiten diese Zellen nicht. Doch die Zellen, die Knochen abbauen, arbeiten immer noch so, wie sie sollen – und so nimmt die Knochendichte ab.

Das Sitzen in einem Auto mit angewinkelten Beinen sollte jedoch weder die Geschwindigkeit des Knochenwachstums oder des Knochenabbaus verändern, noch sollte es ein Gelenk so stark belasten, dass sich der Knochen in einer falschen Richtung oder einem falschen Muster bildet. Es ist also nicht schädlich.

Auch Muskeln verkürzen und verlängern sich, aber es bedarf einem längeren Verharren in einer Position, damit sich ein Muskel verkürzt oder verlängert. Wenn ein Kind also nicht tagelang oder wochenlang ohne Dehnungspausen im Auto sitzt – was keine gute Idee wäre – besteht praktisch kein Risiko einer Muskelverkürzung oder -verlängerung durch das rückwärtsgerichtete Sitzen.

Was passiert in einer Unfallsituation in einem rückwärtsgericheten Sitz?

Mythos: Die Beine meines Kindes können brechen oder werden bei einem Unfall verletzt, wenn die Füße die Rückenlehne des Sitzes berühren oder wenn die Beine angewinkelt sind.

Dies ist ein weit verbreiteter und sehr hartnäckiger Mythos. Lassen Sie uns über diesen Irrtum sprechen.

In Wirklichkeit fliegen bei einem Frontalaufprall (mit über 60 Prozent die häufigste Art des Aufpralls) die Beine nach oben und vom Rücksitz weg. Außerdem ist es viel wichtiger, den Kopf, den Hals und das Rückenmark bei einem Unfall zu schützen.

Genau das erledigen rückwärtsgerichtete Kindersitze so gut. Dies belegen mehrere Studien aus Skandinavien, die uns in Punkto Sicherheit bei Kindersitzen weit voraus sind.

Die Studien haben gezeigt, dass bei Kindern in vorwärtsgerichteten Sitzen Verletzungen der unteren Extremitäten die zweithäufigste Verletzungsart, waren. Das liegt daran, dass die Beine eines Kindes in einem vorwärtsgerichteten Sitz nach vorne geschleudert werden und häufig gegen die harte Mittelkonsole oder die Rückenlehne des Vordersitzes stoßen.

Daher können wir diesen Mythos definitiv widerlegen.

Fakt ist: Rückwärtsgerichtete Sitze bieten den besten Schutz.

Thema Komfort

Nicht zuletzt sollten wir auch das Thema Komfort ansprechen, denn das ist ein weiteres großes Problem, das Erwachsene mit Kindern zu haben scheinen. Die Realität sieht so aus, dass wir Erwachsene zwar nicht glücklich wären, wenn wir über längere Zeit so sitzen müssten, aber Kinder werden immer einen Weg finden, es sich in so einer Lage bequem zu machen.

Kinder sitzen vielleicht im Schneidersitz, strecken die Beine aus und legen sie hoch, oder sie lassen sie sogar über die Seiten des Autositzes baumeln. Ganz gleich, wie sie es sich bequem machen – sie werden schon den richtigen Weg finden.

Fazit

Es gibt keinen Grund, warum das rückwärtsgerichtete Sitzen mit angewinkelten und angezogenen Beinen während einer Autofahrt ein Risiko für Kinder darstellen sollte. Leider halten sich zu diesem Thema einige Mythen und Unwahrheiten hartnäckig im Raum und verunsichern Eltern.

Nur weil für uns Erwachsene der beliebte Zwischenfersensitz bzw. W-Sitz oder das Sitzen mit angewinkelten nach oben ragenden Beinen unbequem erscheint, denken einige Kritiker, dass so eine Körperstellung garantiert der körperlichen Entwicklung schaden müsste. Es wird dabei oft vergessen, die wissenschaftlichen Fakten zu hinterfragen. Sehr schade finden wir.

Wenn Sie sich dennoch Sorgen um die Beine Ihres Kindes im Auto machen, sollten Sie alle 2-3 Stunden Dehnungspausen einlegen, damit sich Ihr Kind wohl fühlt. Schaden kann es auf keinen Fall. In diesem Sinne – Angenehme Fahrt!


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